Die Beschäftigung mit Diskriminierung, Gender und Diversity gehört zum Alltag pädagogischer Fachkräfte. In ihrer Ausbildung jedoch werden diese Themen meist nicht oder zu wenig behandelt. Das mag für die Fachkräfte selbst zunächst kein großes Problem sein. Es kann aber zum Problem für das Gegenüber ihrer Arbeit werden: Teilnehmende, Schüler*innen, Sozialisand*innen, Schutzbefohlene etc. Oft ist es auch schwierig, problematische Verhaltensmuster wie z.B. Sexismus und Queerfeindlichkeit bei männlichen Teilnehmenden eines Seminars frühzeitig zu erkennen und zu intervenieren. Antifeminismus bietet (jungen) Männern verlockende Denk- und Handlungsangebote. Er verspricht ihnen Macht und das Gefühl, mit ihren Problemen ernst genommen zu werden. Doch was steckt hinter dem Hass auf Frauen und queere Personen? Wie können wir auch junge Männer erreichen, bevor sie sich in ihrer Meinung verfestigen?
Ein zentraler Schritt besteht darin, sich mit der eigenen Verwobenheit in gesellschaftliche Machtverhältnisse auseinanderzusetzen. Diskriminierende und abwertende Denkweisen sind nicht nur ein Problem „der Anderen“, sondern auch in uns selbst verankert – oft subtil, oft unbemerkt. Die Konfrontation mit diesen Mustern ist unangenehm, aber notwendig, um wirksam pädagogisch zu arbeiten. Gerade in der Arbeit mit jungen Männern eröffnet dies die Möglichkeit, ihnen nicht nur Grenzen aufzuzeigen, sondern auch konstruktive Methoden anzuwenden, die ihre Unsicherheiten und Bedürfnisse ernst nehmen und antisexistisches und diskriminierungskritisches Denken und Handeln fördern.
Diese Fortbildung richtet sich vor allem an Männer*, die Lust haben, ihren Horizont zu erweitern und dafür ihre Komfortzone zu verlassen. Allerdings sind auch alle anderen Personen mit Interesse und dem Wunsch nach Selbstreflexion und Austausch herzlich willkommen. Uns ist es wichtig, möglichst viele Menschen, die einen professionellen, pädagogischen Hintergrund haben, möglichst praxisorientiert an das Thema Kritische Männlichkeit heranzuführen. Wir bemühen uns um eine konstruktive und achtsame Atmosphäre mit einem hohen Maß an Fehlertoleranz. Dementsprechend können wir keinen Safe(r) Space bereitstellen.
All den oben genannten Fragen und Aspekten wollen wir in diesem Workshop praxisnah nachgehen und sie mit aktuellen Theorien der diskriminierungskritischen Pädagogik verknüpfen. Ziel ist es, konkrete Methoden und Haltungen für den Umgang mit diskriminierendem Verhalten zu erarbeiten, um diesem effektiv begegnen zu können.
Detox Identity hat 2024 ein Methodenkonzept veröffentlicht: “Männer im Feminismus – warum und wie? Methodenkonzept zur konstruktiven Bearbeitung von antifeministischem Widerstand bei cis-Männern”. Die Methoden und Herleitungen aus diesem Methodenkonzept werden bei dieser Fortbildung thematisiert.
Ziele & Methoden
–> Gemeinsame Sprachfähigkeit
– Männlichkeit als Verlustspur des Subjekts
– Folgen von Geschlechteranforderungen: Kosten von Männlichkeit, Impostor Phänomen, Freundschaft, Care Arbeit
–> Autobiographische Reflexion
– Politisierungsgeschichte
– (Un)sichtbare Privilegien
–> Männer im Feminismus – warum und wie?
– Antifeminismus begegnen
– Widerstände verstehen und konstruktiv bearbeiten
–> Geschlechterreflektierte Jungen*- und Männerarbeit
– Grundprinzipien
– Übertrag auf eigene Arbeit
–> Ggf. Raumtrennung in safer spaces
– Austausch zu positionierungsspezifischen Erfahrungen
–> Handlungsangebote
– Konkrete Methoden als pädagogische Fachkraft
– Umgang mit Diskriminierung
– Supportive Team
Referent
Tobias Spiegelberg studiert Soziologie und ist seit 2019 als Mitgründer von Detox Identity in der pro*feministischen Männlichkeitsarbeit aktiv. Er beschäftigt sich stetig mit der Frage, wie privilegierte Personen für Diskriminierungskritik gewonnen werden können. Dabei setzt er auf vielfältige, systemisch fundierte Methoden, die unterschiedlichen Emotionen Raum geben und verschiedene Lerntypen ansprechen.
Wer kann teilnehmen?
Diese Schulung ist offen für Interessierte aller Geschlechter, die im Bereich der (politischen) Bildung bzw. pädagogisch, therapeutisch und/oder beratend tätig sind. Explizite Vorkenntnisse sind nicht notwendig.
Wir hoffen, Menschen verschiedenster Hintergründe, körperlicher Voraussetzungen und Sprachen anzusprechen und versuchen uns entsprechend darauf einzustellen. Wir können keinen komplett barrierefreien Ort anbieten. Aber die Räume, die wir nutzen, sind berollbar, es gibt zwei rollstuhlgerechte Zimmer mit Bad für die Übernachtung. Wenn es Übersetzung braucht, wendet Euch gerne an uns. Wir versuchen das zu ermöglichen.
Die Veranstaltung findet vor dem Hintergrund einer Gesellschaft statt, in der verschiedene Diskriminierungsformen und Ausschlussmechanismen wirken. Wir wünschen uns von den Teilnehmenden eine Reflektionsbereitschaft dieser Machtstrukturen, in die wir alle auf die eine oder andere Weise verstrickt sind.
Veranstaltungsort:
ABC Bildungs- und Tagungszentrum, Bauernreihe 1, 21706 Drochtersen-Hüll, www.abc-huell.de
Die Unterbringung erfolgt in Doppel- oder Mehrbettzimmern (begrenzt auch Einzelzimmer möglich) und es gibt Vollverpflegung.
Zeiten:
Beginn 18.30h am Mittwoch 14.5.2025 (Abendessen inklusive)
Ende 15.15h am Freitag, 16.5.2025
Wir holen dich (gegen einen kleinen Unkostenbeitrag) am Mittwoch gemeinsam mit anderen Teilnehmenden vom Zug, der um 18:08 Uhr in Himmelpforten ankommt, ab, und bringen dich zum Zug, der um 15:51 Uhr am Freitag abfährt. Dazu fragen wir im Anmeldeformular ab, ob du ein Shuttle brauchst.
Bei Bedarf können wir die Gruppe im Vorfeld untereinander vernetzen, damit Fahrgemeinschaften mit Zug oder Auto gebildet werden können. Wenn du zu anderen Zeiten an- oder abreist, gibt es (Sammel)Taxis.
Teilnahmebeitrag:
Fördergelder machen es möglich, dass wir diese Veranstaltung günstig anbieten können. Um den Erhalt des ABCs in Krisenzeiten sicherzustellen, kannst du nach Selbsteinschätzung im Anmeldeformular eine Summe angeben, die Dir für Übernachtung in Einzel-, Zwei- oder Mehrbettzimmern, Vollverpflegung, Programm und Material möglich ist. So tragen Menschen mit mehr Geld diejenigen mit, die weniger Geld haben.
Wir verfügen über eine begrenzte Anzahl an Einzelzimmern. Falls du unbedingt in ein Einzelzimmer willst, gib das bitte unter “Zimmerwünsche” an. Wir bitten für Doppel- und Mehrbettzimmer um einen Beitrag ab 110€ und für Einzelzimmer um einen Teilnahmebeitrag ab 150€ (im Formular anpassbar).
Falls diese Summen für dich ein Problem darstellen, melde dich gerne, dann finden wir eine Lösung. Wenn du teilnehmen aber nicht übernachten willst, sprich uns bitte auch an.
Anmeldung:
Bis zum 30.4.25 über dieses Formular: https://pretix.eu/abc-huell/maennlichkeit/
Gerne kannst du uns aber auch per Mail oder Telefon kontaktieren, wenn das Formular ein Hindernis für dich darstellt.
Wende dich an Birte Frische: bf@abc-huell.de, Telefon 0151/20187528
Das Vorhaben wird im Rahmen des Programms „Politische Jugendbildung im AdB“ aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans über das BMFSFJ gefördert.