Der erste Workshop von SHIFT IT hat Ende Januar stattgefunden. Eine Gruppe von Mädchen und jungen Frauen aus Afghanistan, Armenien, Deutschland und Peru zwischen 14 und 28 Jahren haben drei Tage lang gemeinsam Prinzipien des Tanzes, des Kung Fus und des Filmens erforscht. Es wurde gesprungen und gerollt, Kräfte gemessen, getanzt und der Partnerin in die Arme gesunken, in die Pratze geschlagen und getreten, gelacht, laut gerufen und Präsenz geübt. Selfies und Portraits wurden gedreht, einzelne Körperteile aufgenommen und hinterher zu einem Ganzen zusammengesetzt, Kung Fu-Formen aus mehreren Perspektiven gleichzeitig gefilmt. Es gab Muskelkater und Ohrwürmer und am Ende eine 3-minütige Plansequenz.

Was eine Plansequenz ist? Ein Film, in dem es keine Schnitte gibt. Die Kamera beginnt zu filmen und wandert dann von einem Ort zum Anderen ohne zu unterbrechen. Immer neue Situationen und Menschen werden sichtbar und verschwinden wieder.

Wie lief der Workshop ab?
Am ersten Tag beschäftigten wir uns mit Grundtechniken aus dem Tanz und der Kampfkunst. Tänzerisch übten wir Körperspannung, wie man am effektivsten zum Boden und wieder in den Stand kommt sowie die Fortbewegung am Boden. Wir erforschten den Körper unseres Gegenübers auf seine Bewegungs- und Ausdrucksmöglichkeiten und wie er sich manipulieren lässt. Aus dem Kung Fu lernten wir einige Schläge und die dazugehörige Abwehr, prüften unsere Schlagkraft an der Pratze und setzten uns mit den Bewegungsqualitäten verschiedener Tiere auseinander. Viele Techniken im Kung Fu basieren auf der Beobachtung von Tieren und ihren jeweiligen Angriffs- und Verteidigungsstrategien. So lernten wir einen Bewegungsablauf – wir attackierten mit den Krallen wie der Tiger, schwangen unserer Arme wie der Kranich seine Flügel, griffen behend und unvorhersehbar von allen Seiten an wie der Affe und schlugen blitzschnell zu wie die Schlange. Immer wieder filmten wir uns dabei selbst in Bewegung und nahmen uns aus ungewöhnlichen Perspektiven auf.

Am zweiten Tag übten wir körperliche Präsenz für die Kamera und es entstand ein kurzes Filmportrait von jeder Einzelnen von uns. Das Ergebnis seht ihr hier:

Später entschieden wir uns filmisch für ein One Shot-Video und studierten in drei Gruppen verschiedene Bewegungssequenzen dafür ein. Die Sequenzen basierten auf der Tierchoreographie, einem Tanz zu einem afghanischen Popsong und kleineren Kampfabfolgen, die mit Turnelementen und spielerischen Momenten angereichert wurden. Zum Schluss wurde sich gemeinsam für den Ort entschieden, an dem der Film stattfinden sollte.

Am letzten Tag probten wir die einstudierten Bewegungssequenzen an den jeweiligen Orten und entschieden den Weg, den die Kamera zurücklegen sollte. Nach drei hochkonzentrierten Durchgängen (auch Profis brauchen für ein One Shot-Video mehrere Anläufe bis der Film richtig sitzt), die sich anfühlten wie kleine Aufführungen, bedachten wir uns mit viel Applaus und warteten gespannt auf das Ergebnis, das uns die Filmemacherin nach kurzer Zeit direkt präsentieren konnte. Ausgepowert und zufrieden mit diesem 5-minütigen Film den wir selbst erfunden hatten und vielen neuen Bekanntschaften in der Tasche fuhren alle am Nachmittag nach Hause. Seht selbst, hier ist der Film:

Ein paar fotografische Eindrucke gibt es hier: